Röhren gehorchen nicht

Wir spüren Öffnungen, durch welche Außenwelt ins Körperinnere eindringt. Dadurch wird die Außenwelt zur Gefahr.

Eine ummantelte Öffnung ist ein Rohr. Die Implosions- Röhren durchstoßen unsere Schutzschichten. Mal ähneln sie dicken Leitungsrohren, mal kleinen, stechenden Nadeln. Wir versuchen auf mehrere Arten dieser Röhren Herr zu werden: Wir versuchen es mit:

  • zudrücken
  • übereinander legen
  • heraushebeln
  • herausziehen
  • zuhalten
  • durchbrechen

Muskulationen sind paradox, dennoch greifen wir beim Wehren auf unsere Erfahrungen in der mechanischen Physik zurück.

Zudrücken

Wir wehren uns, indem wir versuchen, die Öffnungen zuzukneifen. Wenn wir einen Schlauch oder Trinkhalm zukneifen, kommt keine Flüssigkeit mehr durch. Aber leider reagieren die virtuellen Röhren nicht auf derartige Versuche. Im Gegenteil, je mehr wir zudrücken, desto „härter“ wird der Röhrenmantel.

Heraushebeln

Wenn wir uns einen Dorn in der Haut eingefangen haben, starten wir die Behandlung, indem wir mit einer Nadel in die Wunde stechen. Wir gehen mit der Nadel unter die Spitze des Spreißels und holen ihn heraus. Sofern der Spreißel allerdings zu lang ist, klappt das heraushebeln nicht, denn wir müssten am Spreißel ziehen. Mit dem Hebeln üben wir dann sinnlose Gewalt auf die Wunde aus. Wir kommen nicht zum Grund oder Ursprung der Verletzung.

Manche Implosionsschmerzen erinnern an Armeen von Dornen. Deswegen versuchen wir, auf diese Methode zurückzugreifen. Wir versuchen, diese Dornen herauszuhebeln. Wie sieht das aus, wenn wir an Implosionsproblemen herumhebeln?

Um etwas schweres (Siehe Kapitel ver-rücken) mit einem Hebel zu bewegen, brauchen wir eine lange Hebelstrecke, die wir bewegen. Außerdem benötigen wir einen Ankerpunkt, und eine kurze Hebelstrecke, bei der unsere Kraft verstärkt zur Wirkung kommt (siehe Animation).

Als langen Hebel nehmen wir die Entfernung vom Rand der Ich-Reserve zum entferntesten Punkt des Körpers. Der lange Abschnitt kann z.B. die Strecke von der Wade eines Beins bis zum Rand der Ich-Reserve am Herzen sein. Einen längeren Hebel als von der Wade zum Rand der Ich-Reserve können wir in unserem Körper nicht finden (siehe nächstes Kapitel). Als Anker des Hebels nehmen wir den Rand der Ich-Reserve.

Dieser Rand ist deswegen von Interesse, weil wir mit unseren „Vor“-stellungen nicht näher an unser Zentrum heran kommen können. Alles, was sich näher befindet, steht in uns drinnen und befindet sich nicht „vor“ uns. Die kurze Hebelstrecke ist die vom Rand der Ich-Reserve zu unserem Zentrum.

Bringt das Heraushebeln Erfolg?

Kaum, denn erstens reagieren Muskulationen in nicht im erwünschten Maß und zweitens ist nicht gesagt, dass die Röhren überhaupt Enden besitzen, welche wir erreichen können. Wir sehen Stacheln mit Spitzen, leidet aber an Muskulations-Röhren, die ohne Ende sind und durch uns hindurch gezogen sind. Der Versuch, den Hebel am Rand der Ich-Reserve anzusetzen, wie eine Nadel an der Hautoberfläche, sieht zu Beginn praktikabel und einfach aus. Wir entfernen damit aber keine einzige Implosions-Röhre.

Herausziehen

Röhren entstehen durch zusammengewickelte Ebenen. Dies haben wir im Kapitel „aktive Überbruchskontraktionen“ gesehen.

Das Bild zeigt eine zusammengerollte Ebene. Die Spirale sieht aus, als könnten wir an ihr ziehen, wie an einem Grashalm. Ein echter Grashalm kann nachgeben. Wir ziehen ihn komplett mit der Wurzel heraus.

Die virtuelle Fläche, die wir hier sehen, können wir nicht aus uns herausziehen, so sehr wir uns auch darum bemühen.

Übereinander legen

Schnüre sind biegsame Röhren. Schnüre lassen sich übereinander legen. Wir können an ihnen ziehen. Nicht ziehen können wir an Muskulationsschnüren.

Die Prozesse, die uns als Röhren vorkommen, verhalten sich möglicherweise eher wie Wirbel. Wenn wir 2 Wirbel, z.B. Wasserstrudel miteinander kreuzen, gibt es neue, stärkere Turbulenzen. Kann es sein, dass wir mit dem Übereinanderlegen auch etwas erzeugen, was sich dann wie eine Turbulenz, wie ein Flüssigkeitsstrudel aufbaut?

Wenn es sich so verhält, können wir daraus irgend etwas über die Herkunft der Muskulationen ableiten?

Zuhalten von Öffnungen

Wir versuchen unsere schützende Hand vor oder auf die offenen inneren Wunden zu legen. Eine besonders nahe und große Öffnung ist die, die sich in der Köpermitte auf Höhe des Herzens befindet (siehe Bild unten).

Dagegen drücken

Eine Methode ist, mit dem Brustkasten gegen die Wand zu drücken (im hier gezeigten Beispiel die Wand an der rechten Schulter). Aber die Wunde im Herzen mildert sich durch unseren Gegendruck nicht.
Wer drückt da übrigens von der anderen Seite der Wand? Wohl niemand anderes als wir selber.

Diese Öffnung am Herzzentrum ist das kräftigste Loch, welches aber gekoppelt ist mit anderen Öffnungen, z.B. am Kopf oder an den Gliedmassen.

Zerschneiden

Wir können ein Rohr oder ein Seil mit einer Klinge zerschneiden. Das Schneidegerät kann ein Schwert oder eine schwere Axt sein. Wir hauen im rechten Winkel in die Röhren hinein. Wir können uns auf Präzision, Geschwindigkeit und Kraft konzentrieren.

Durchbrechen

Ein Rohr kann durchgebrochen werden. Wir nehmen eine Stange, halten ihre Mitte ans Knie, und ziehen mit den Händen weiter außen, um sie zu knicken. Oder wir versuchen aus anderen Körperpositionen heraus die Stange so einzuklemmen, dass sie in unserer Vorstellung brechen müsste. Was sie aber nicht tut.

Unbrauchbar

Nichts davon hilft. Nachdem wir erfolglos alle möglichen Strategien zur Vernichtung von Röhren und Öffnungen ausprobiert haben, bleibt am Schluss nur – oder immerhin – übrig, dass wir’s ertragen müssen.


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